LEEUWARDEN Fast nichts bleibt wie es war bei Jongia Mixing Technology in Leeuwarden, Niederlande. Das Motto des Unternehmens, das Mischer und Rührwerke herstellt, lautet dabei „Machen ist gut, für Begeisterung sorgen ist besser“.

Von: Irene Overduin (Leeuwarder Courant)

Bei Jongia bleibt nichts wie es war. Die Werkshalle wird um 1500 Quadratmeter erweitert und damit um rund 40 Prozent vergrößert. Im Erdgeschoß sind die Renovierungsarbeiten in den Büros bereits in vollem Gange.

Alle separaten Büroflächen wurden abgerissen, es wird einen großen Raum geben. „Bisher haben die Mitarbeiter E-Mails verschickt, aber sie müssen miteinander sprechen“, sagt Geschäftsführer Johan Postma über die Angestellten. Er selbst bekommt auch einen Schreibtisch im großen Raum.
Während der „Elfstedentocht“ (berühmter niederländischer Eislaufwettbewerb) werden die Ingenieure, der Kundendienst, der Vertrieb und die Verwaltung in der ersten Reihe sitzen: 50 Meter weiter unten betreten die Läufer das Eis der gefrorenen Zwette.

Jongia (50 Mitarbeiter) besteht seit 80 Jahren und stellt industrielle Mischer und Rührwerke her. Diese Rührwerke mit oft meterlangen Wellen vermischen alles, was irgendwo auf der Welt vermischt werden muss. Margarine, Schokolade, Mist, Farbe, Salz, Zellstoff, Bitumen, Bioethanol, Zahnpasta und Lotionen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

„Wir hätten zwanzig Jahre lang so weitermachen können, aber auf lange Sicht würden wir verlieren“, sagt Postma. Er überzeugte die Aktionäre davon, dass das Unternehmen so viel mehr kann und bekam die Genehmigung für eine Investition von Millionen.

Neue Wege

Alles wurde neu entworfen, als gäbe es keine alte Fabrik mehr. Arbeitsabläufe, Workflows, Integration von Arbeitsschutzgesetzen, „der komplette Arbeitsablauf, die gesamte Logistik, alles wird viel effizienter.“ Es wird neue Maschinen geben, drei neue Gruben und Türme, in denen die Rührwerke getestet werden, eine hauseigene Be- und Entladestation, mehr Stauraum und schließlich auch einen Showroom.

„Die bisherigen Geschäftsführer haben Unkraut gejätet, ich werde die Firma wachsen und gedeihen lassen“, sagt Postma. Er übernahm vor vier Jahren die Geschäftsführung und fand in den Regalen technische Zeichnungen für die schönsten Maschinen. Damit wurde nie etwas gemacht. H. de Jonge, der jüdische Gründer, der 1937 aus Deutschland geflohen war, war ein erstklassiger Konstrukteur. Der Kehrseite war sein schwach ausgeprägter Sinn für Marketing und Vertrieb. „Bei Jongia sagte man immer: ‚Es ist bêst genôch (es reicht aus). Man war es gewohnt, die Projekte immer für die gleichen Kunden durchzuführen.“

Lösungsorientierte Zusammenarbeit mit dem Kunden

In der Organisation will Postma viel früher als bisher mit dem Kunden am Tisch sitzen, über mögliche Lösungen nachdenken, Querverbindungen zu anderen Disziplinen herstellen. „Wir vollziehen einen Wechsel von der Produkt- zur Prozessorientierung. Unser Hauptaugenmerk liegt auf Beratung und Innovation.“ Und natürlich schließt das auch die Herstellung mit ein.

Je höher in der Kette, desto besser die Erträge. Postma, der einen internationalen Background beim Technologiekonzern Mitsubishi hat: „Es ist interessanter. Man kann viel kreativer sein, begeistern, Risiken eingehen. Das will ich.“ Dann erzählt er von einer Firma, die Insekten verrühren will. Und wie amüsant es ist, dass Jongia eine Lösung anbieten kann, die für eine ganz andere Anwendung in einem anderen Land entwickelt wurde, wie hier zum Beispiel für eine Biogasanlage.

Innovation

Begeistert: ,,Nächste Woche werden wir mit unserem neuen Magnetrührwerk auf der Messe sein. Wir bauen einen Behälter mit Schaufenster und füllen ihn mit Wasser und Konfetti, damit die Besucher genau sehen können, wie die Strömung verläuft. Ob es uns gelingt, wissen wir nicht, aber wir werden es einfach machen.“ Das Alleinstellungsmerkmal des neuen Mischers? Er ist garantiert zu 100 Prozent frei von Bakterien und hat somit Potenzial für die ultrahygienische Lebensmittelindustrie.

Die neue Arbeitsweise wird in zwei Jahren 30 Prozent mehr Umsatz bringen, erwartet der Direktor. Auch weil „Leeuwarden“ verstärkt für seine deutschen und italienischen Partnerfirmen Heinkel, Comber und Bolz arbeiten wird. Das Quartett wird zudem verstärkt in Asien agieren und eine Montagehalle eröffnen, an die Jongia liefern wird. Wenn sich die Pläne durchsetzen, denkt Postma, dass zehn zusätzliche Mitarbeiter benötigt werden.

Der Magitator von Jongia

3-D Animation der neuesten JONGIA Innovation, den Magitator mit Magnetantrieb.